Charlottenburg-Nord

Der Ortsteil Charlottenburg-Nord im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist geprägt von Gedenkstätten, großen Wohnsiedlungen, vielen Kleingartenanlagen und dem Volkspark Jungfernheide. Ganz im Osten am Hüttigpfad wurde 1952 die Gedenkstätte Plötzensee eingeweiht. Sie befindet sich auf dem Areal der ehemaligen Strafanstalt Plötzensee, in der während des Dritten Reiches Angehörige politischer Widerstandsgruppen inhaftiert wurden. Fast 3000 Menschen, unter ihnen Mitglieder des Kreisauer Kreises sowie zahlreiche Beteiligte am gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944, wurden hier hingerichtet. Der Ort, an dem die Hinrichtungen stattfanden, ist heute ein Gedenkraum. Eine Dauerausstellung daneben erinnert an die hier ermordeten Opfer; an einem Terminal sind Lebensdaten aller in Plötzensee Ermordeten abrufbar. Auch das Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord am Heckerdamm hat den Charakter eines Mahnmals. Im Kirchensaal wird ein Zyklus von 16 großformatigen Zeichnungen des österreichischen Künstlers Alfred Hrdlicka aus den Jahren 1968-1972 mit dem Titel „Plötzenseer Totentanz“ präsentiert. In unmittelbarer Nähe befindet sich die katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum (Foto). Die in den 1960er Jahren errichtete Kirche wurde als “Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit aus den Jahren 1933-1945” geweiht. Das benachbarte Kloster Karmel wurde in den 1980er Jahren gegründet.

Die Großsiedlung Siemensstadt entstand von 1929 bis 1934 unter Mitwirkung von mehreren Architekten der progressiven Vereinigung „Der Ring“, wie Walter Gropius und Hans Scharoun. Daher wird diese Wohnanlage auch als Ringsiedlung bezeichnet. Die Gebäude befinden sich zum größten Teil auf dem Gebiet des heutigen Charlottenburg-Nord. Nur der Teil westlich des Jungfernheidewegs ist dem Ortsteil Siemensstadt im Bezirk Spandau zuzurechnen. Da jeder Architekt einzelne Häuserzeilen plante, entstand insgesamt ein vielgestaltiges Siedlungsbild. Die gesamte Ringsiedlung steht unter Denkmalschutz und gehört seit dem Jahr 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Östlich anschließend erstreckt sich die Siedlung Charlottenburg-Nord, die Ende der 1950er Jahre errichtet wurde, um Ersatz für die vielen kriegszerstörten Häuser in Berlin zu schaffen. In der Nähe der beiden Gedenkkirchen liegt die in den frühen 1960er Jahren entstandene Paul-Hertz-Siedlung, in der die meisten Straßen nach Widerstandskämpfern benannt sind. Alle drei Wohnsiedlungen zeichnen sich durch eine aufgelockerte Bebauung aus, die von großflächigen Grünanlagen durchzogen ist. (1. Juli 2020)